Popes Nose 2700
Mt. French 2365
01. - 05.02.01
1. Tag
Wir starteten um kurz nach 9 Uhr am Parkplatz im Matukituki Valley. Die
Rucksäcke waren ziemlich schwer. Wir hatten für 5 - 6 Tage Proviant, Seil,
Pickel, Schneeanker, Klemmkeile und Friends dabei. Das Wetter war für etliche
Tage gut vorhergesagt. Wir hatten geplant, einige Berge zu besteigen, die
Schwierigkeitsgrade in unserem Buch kennenzulernen und uns so dem höchsten Berg
der Gegend, Mt. Aspiring, anzunähern. Der leichteste Aufstieg ist über die
North-West-Ridge und ist eine III im kombinierten Gelände. Bisher hatten wir
Mt. Craigroyston bestiegen, der mit I bewertet ist und außer der Weglosigkeit
keine bedeutende Schwierigkeit hatte. Über die Schwierigkeitsbewertung sollten
wir noch einiges hören, in den Hütten, von anderen Bergsteigern. Die Bewertung
ist eine Mischung aus technischer Schwierigkeit, Dauer, Steilheit und was weiß
ich noch. Jedenfalls ist die Bewertung sehr ungenau und man hält sich hier eher
an die Informationen, die man von anderen in den Hütten bekommt. Nach etwa 2
Stunden erreichten wir die - nach neuseeländischen Verhältnissen - große Hütte.
Wir rasteten kurz und gingen weiter. Noch ca. 1 Stunde einigermaßen Flach das
Tal hinter. Dann kam die Flußüberquerung für die wir den halbstündigen Umweg
bis zu einer Hängebrücke in Kauf nahmen. Dann ging's für einige Stunden
Bergauf. Zum Glück diesmal mit Weg, oder zumindest mit so etwas ähnlichem. Der
Weg wird die "Rootladder" also die Wurzelleiter genannt. und das
stimmt. Ohne Wurzeln würde man hier gar nicht hochkommen. Es war also eine ganz
schöne Kraxlerei. Nach ca. 2 Stunden kamen wir aus dem herrlichen Wald und der
Pfad führte noch ca. eine Stunde bis zur Hütte. Die French-Ridge-Hut wurde erst
vor ca. eineinhalb Jahren auf 1465 Meter Höhe gebaut und man würde sie bei uns
eher als Biwackschachtel bezeichnen. Sie hat einen Eingangsraum, wo die Schuhe
gelassen werden, eine Küche (mit einer Art Anrichte für selbst mitgebrachte
Kocher) einen Schlafraum für ca. 20 Leute und eine separate Kammer für den
Hüttenwart. Das ist ein Freiwilliger, der gegen freie Kost und Logie einige
Wochen in der Hütte verbringt, die Gebühr kassiert, mit den anderen Hütten und
dem DOC Office in Funkkontakt steht und genügend Zeit findet sehr viele
Bergtouren zu machen. Als wir ankamen waren nur 5 Leute da. Der Hüttenwart, ein
Student in Semesterferien, ein Freund von ihm, der ihn besucht hat, ein
amerikanisches Paar das Mt. French bestiegen hatte und am kommenden Tag Mt. Avalanche
besteigen wollte, und ein älterer Bergsteiger, der uns später einige Tourentips
gab und ganz nebenbei seine Zusammenarbeit mit Sir Edmund erwähnte. Wir
richteten uns ein und erkundigten uns über die Verhältnisse auf dem Gletscher
und von "The Ramp", den Einstieg auf die North-West-Ridge. Im Laufe
der kommenden Stunden kamen noch einige Leute an. Eine Wanderergruppe von
unten, die nur die Nacht hierbleiben und am folgenden Tag wieder runter
wollten, 1 Gruppe, die von unten kam und die im Zelt vor der Hütte schliefen
(was die Kea's freute) und 2 Gruppen, die den Mt. Aspiring bestiegen hatten.
Die hatten einen langen Tag von der Hütte den ganzen Weg hoch und wieder
runter. Eine Schweizer Gruppe und eine Einheimische Gruppe mit örtlichem
Bergführer. Die Kea's sind eine Papageienart vor der überall gewarnt wird. Sie
sind sehr verspielt und versuchen die ganze Zeit irgend etwas zu klauen und
wenn irgendwas nicht Niet und Nagelfest ist, dann tun die das auch. Selbst
Bergschuhe werden da laut Hüttengeschichten den Abhang runtergeschmissen. Um 20
Uhr schaltete der Hüttenwirt das Funkgerät an und der abendliche Wetterbericht
wurde durchgegeben. Vom DOC in Wanaka wird der an die Aspiring - Hütte gefunkt
und von dort an die French Ridge Hut und die Collin Todd Hut. Die ganze Hütte
lauschte. Die Stimme von Sandy sagte gutes Wetter an für den kommenden Tag.
Genial. Dann wurden noch ein paar Floskeln ausgetauscht und gemeldet, daß diese
und jene Gruppe angekommen ist, daß 6 Leute auf dem Gipfel waren und Gesund
wieder zurück sind. Dann gab's noch ein wunderbares Abendessen, nämlich
"Dog-Food-Paella" gefriergetrocknet aus dem Outdoorladen. 17 Leute
schliefen in der Hütte und das erstaunliche war, daß keiner geschnarcht hat.
Dementsprechend gut fühlten wir uns am nächsten morgen um 5 Uhr als der Wecker
klingelte.
2. Tag
Wir waren die ersten, die aufgestanden sind, gefolgt von den beiden
Amerikanern. Wir packten zusammen, legten die Sitzgurte an und bereiteten alles
vor und verließen um kurz vor 6 Uhr mit Stirnlampen die Hütte. Eine gute Stunde
geht der Weg über Geröll und Fels und auf ca. 1800 Meter fängt der Gletscher
an. Das Quaterdeck. Eine der 2 Zugänge auf den großen Bonargletscher. Ein ca.
30 Grad steiles Stück mit etlichen großen Spalten und einem Bergschrund am Ende,
der zu manchen Zeiten den Zugang zum Bonar verhindern kann. Der andere Zugang
ist kein Gletscher, allerdings ein steiles Fels und Geröllfeld das mit
"folge dem Wildpfad" beschrieben ist und das uns deshalb nicht ganz
geheuer war. Um kurz nach 7 Uhr seilen wir an und gehen los. John führt, ich
als zweiter, Anja als Schlußlicht (Lady-Anker). Der Schnee war noch gefroren
von der kalten Nacht und es ging zügig voran. Wir erreichten den Quaterdeckpass
um 8:30. Der Bergschrung war nicht groß und ein großer Schritt reichte aus um
drüber zu kommen. Dann hatten wir einen herrlichen Blick auf den großen Bonar
Gletscher und das "Matterhorn des Südens", den Mt. Aspiring. und auf
die vielen anderen Berge hier oben, die dem Höchsten zwar in Höhe, aber nicht
an Attraktivität nachstanden.
John auf dem Schneegrat von Mt. French
Wir machten ein kurze Verschnaufpause und stiegen dann weiter auf Mt.
French, der von dieser Seite nur eine kurze Schneegratwanderung war, ca. 200
Höhenmeter nach oben. Um 9:15 Uhr waren wir auf dem 2356 Meter hohen Gipfel.
Dort machten wir erstmal eine richtig gemütliche Pause. Während der Pause
überlegten wir uns, daß es Schade wäre, wenn wir den herrlichen Tag nur damit
verbringen würden, zur Hütte zu gehen. Sie ist nur ca. 3 Stunden entfernt, den
fast 6 Kilometer langen Gletscher 300 Höhenmeter runter. Direkt gegenüber war
Popes nose zu sehen, eine III in unserem Buch. Und nachdem das Quaterdeck mit
II bewertet war, war die logische Folge jetzt eine III zu probieren.

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Blick vom Mt French zu Popes Nose mit dem
Hauptgipfel rechts. Der Aufstieg zieht sich rechts über den Gletscher hoch
und dann über die kurze Eisflanke zwischen den beiden Gipfeln, dann auf dem
Grat zum höchsten Punkt.
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Wir stiegen direkt über die steile Flanke von Mt. French ab bis auf den
Bonar Gletscher und überquerten ihn. Am Fuß von Popes Nose packten wir unsere schweren
Sachen aus, wie Schlafsack und Essen und versteckten sie im Schnee. Ca. 12:15
ging's dann hoch. Ein ca. 25 Grad steiles Gletscherstück mit einigermaßen
großen Spalten. Der Schnee war an der Oberfläche von der Sonne geschmolzen
worden und vom kalten Wind wieder angefroren. Ein riesiges spiegelndes und
glitzerndes Schneefeld. Bei jedem Schritt stampften wir kleine Eiskristalle aus
der Oberfläche, die dann klimpernd nach unten sausten. Wunderschön. Ca. 150
Höhenmeter unter dem Gipfelgrat erreichten wir den Bergschrund. Es war ein
wenig "tricky" den Schrund zu überwinden, wir mußten ein paar Stufen
schlagen und sicherten uns einem nach dem anderen am Pickelanker rüber. Dann
fing das Steile Stück an. Am Anfang vielleicht 35 - 40 Grad, dann 45 - 50 und
die letzten Meter ca. 55. Ca. 60 Meter sicherten wir uns am Pickel, bis zu
einem guten Standplatz. Dort bauten wir einen Schneeanker und seilten ab.
Auf dem Weg zum Gipfel von Popes Nose

Anja kurz vor dem Gipfel
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Der Blick zurück
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Ich ging dann im Vorstieg weiter, gesichert von John. Ca. 40 Meter bis zu
einem idealen Platz für den 2. Standplatz. Unter einer Felsklippe hatte sich
aus Tropfwasser richtig hartes Eis gebildet und ich konnte 2 Eisschrauben
setzen. Anja und John kamen am Seil hoch und übernahmen den Standplatz. Ich
stieg weiter, um die Felsklippe rum und auf den Grat zu. Das letzte Stück wurde
sehr steil und ich hoffte, mit dem Seil den Grat zu erreichen, da die Flanke
nicht nach einem besonders gemütlichen Standplatz aussah. Unter ein wenig
Crushed Eis war zwar festes Eis zu finden, aber ich hatte wenig Lust an der
steilen Flanke zu stehen und zu sichern. Es reichte. Ich kam gemütlich über den
Grat, fand hinter ihm eine kleine Nische und hatte genügend Platz einen bombenfesten
Schneeanker zu bauen. Die beiden Anderen kamen hoch. Der Weg zum Gipfel ging
dann über leichten Fels und dauerte nur noch 5 Minuten. Um ca. 15 Uhr erreichte
wir den 2700 Meter hohen Gipfel. Wir waren direkt neben Mt. Aspiring. Unsere
Pause machten wir dann allerdings in der kleinen Schneemulde hinter dem Grat.
Wir hatten herrlichen Blick auf 3 Täler und viele verschiedene, große
Gletscher. Um ca. 16:30 Uhr stiegen wir ab. Anja als erste gefolgt von John.
Anja baute den nächsten Standplatz und John setzte während dem Abstieg 2
Eisschrauben , die mich sichern sollten. Als Beide unten waren grub ich den
Schneeanker aus und stieg auch ab. Das Eis und der Schnee waren weicher
geworden und als ich am Standplatz ankam standen Anja und John in einem kleinen
Wasserfall, der sich mittlerweile durch das Schmelzwasser gebildet hatte. Ich
übernahm trotzdem den Standplatz und wir kletterten mit diesem System bis über
den Bergschrund. Das war die gleiche Schwierigkeit wie der Aspiring. Nur ist
der anstatt 3 Seillängen 8 Seillängen lang. Wir seilten wieder an und gingen
über den Gletscher zu dem Platz wo wir unser Zeug vergraben hatten. Nach einer
kleinen Pause gingen wir Richtung Colin Todd Hütte. Diesmal ging ich voran,
gefolgt von John und dann Anja. Wir rechneten mit ca. 2 Stunden leichtem
Abstieg. Doch leider wurde das Wetter schlechter und wir standen plötzlich
mitten in einer Wolke. Wir querten den Gletscher bis wir eine Spur fanden und
folgten der. Die Spur stieg an, doch wir folgten ihr weiter, obwohl wir immer weniger
sicher waren ob wir nicht auf dem Weg zum Mt. Aspiring waren. Wir waren schon
wieder auf über 2150 Meter und konnten durch Wolkenfetzen einen großen Eisbruch
auf dem Bonargletscher unter uns sehen und dachten wir sind auf dem richtigen
Weg, weil der Gletscher unten zu verspaltet ist. Um ca. 20 Uhr erreichten wir
den Einstieg zur "Ramp". Die Ramp ist die schwierigste Stelle des
Berges. Eben diese 8 Seillängen. Eigentlich nicht schwer, aber sehr ausgesetzt,
deshalb muß man sich sichern, da ein Sturz an dieser Stelle fatale folgen
hätte. Es mußte einen Weg von hier zur Hütte geben. Und obwohl wir keine Spuren
mehr sahen stiegen wir ab. Nach einiger Zeit sahen wir ausgewaschene Spuren,
waren heilfroh und erreichten rechtzeitig zu Sonnenuntergang um kurz nach halb
10 Uhr die Hütte. Die Collin Todd Hütte ist wirklich eine Biwakschachtel. 10
Schlafplätze, ein Tisch und eine Anrichte. Ein Raum. Es war ziemlich eng. Wir
machten die 13 voll. Und man machte uns freundlich Platz. Viel wurde nicht mehr
geredet. Wir erfuhren noch den Wetterbericht für den kommenden Tag, der die
Entscheidung leicht machte auszuschlafen und vielleicht am Nachmittag einen
kleinen Gipfel in der Nähe zu besteigen. Wir aßen noch gierig unser Abendessen
rein und schlüpften dann in die Schlafsäcke.
3. Tag
Der folgende Tag wurde ein ruhiger. Allerdings fing er um 5 Uhr an mit
Rumgeräume in der Hütte. 2 Gruppen starteten, kehrten aber beide eine halbe
Stunde später wieder zurück, da sie nichts sehen konnten. Um ca. halb 8
starteten beide noch mal. Eine auf Mt. Stargazer und eine Gruppe auf den
Aspiring. Wir standen dann auf und frühstückten erstmal gemütlich. 2 Gruppen
gingen Richtung French Ridge Hut. Die Gruppe die Richtung Stargazer gestartet
war kam wieder zurück. Der Schnee ist zu weich. Die 2 die auf den Aspiring
aufgebrochen waren kannten sich vorher nicht. Paul aus Queenstown und Chris,
ein etwas Jüngerer aus Aukland. Der hatte zusammen mit einem Freund schon im
Dezember einige Tage in der Hütte verbracht. Sie hatten Pech mit dem Wetter und
mußten ohne Gipfel wieder abziehen. Jetzt lag sein Feind in der Hütte und mußte
etliche Male kotzen, während er den Berg bestieg. Ich hatte dabei nur ein
Problem: Mein Schlafsack lag neben dem seinigen. Die Beiden, die auf den
Stargazer gestartet sind, sind Australier, die mit 45 Kilo pro Person zu der
Hütte hoch sind und für 10 Tage bleiben um so viele Berge wie möglich zu
besteigen. Kurz vor Mittag kam dann der Hüttenwart mit seiner Frau. Sie wurden
vom Hubschrauber auf dem Gletscher abgesetzt und gingen die letzte Stunde mit
schwerem Gepäck zu Fuß. Die Hütte ist nicht immer besetzt und er ist jetzt
wieder für 2 Wochen hier oben, auch um einige Touren zu machen. Es wird
geratscht und erzählt und zwischendrin beobachten wir mit dem Fernglas die
beiden Kletterer den Berg hochsteigen. Kurz nach halb 2 gehen wir runter auf
den Bonar Gletscher, an den Rand des Bignell Eisbruchs um die Spaltenbergung zu
üben. Wir finden eine riesige Spalte, üben die "Lose Rolle" und das
Hochprusiken und nehmen uns dann auch noch genügend Zeit um uns ca. 25 Meter in
die Spalte abzuseilen und am Toprope - Seil hochzuklettern. Sehr anstrengend
aber herrlich. Um kurz vor 6 Uhr sind wir zurück bei der Hütte und erfahren,
daß die Beiden um 14:30 auf dem Gipfel gestanden sind. Wie wir später erfuhren
waren sie zumindest dort über dem schlechten Wetter. Wir ruhten uns aus. Anja
hatte schreckliche Blasen, Schon ab dem ersten Tag. Die neuen Schuhe waren
nicht besonders nett zu ihren Füßen und sie hatte eine blutgefüllte Blase und
einen derart geschwollenen Knöchel, daß man den gar nicht mehr sehen konnte.
Das schlechte Wetter war also vielleicht gar nicht so schlecht. Dann mußte sie
nur noch runtergehen. Dem Kotzer ging es besser, er aß gierig salziges Zeug in
sich rein. Mein Schlafsack war heil geblieben. Die Australier erzählten von
ihren Karakorum Abenteuern und der Hüttenwart konterte mit einer 42 Tage
dauernden Südalpendurchquerung. Um kurz nach 7 Uhr sahen wir die Gipfelstürmer
kommen und der Hüttenwart stellte Teewasser auf. Sie berichteten kurz wie der
Schnee auf der Rampe war. Um 8 Uhr wurde das Funkgerät angeschaltet und alle 10
Leute lauschten andächtig. Sandys Stimme verkündete den scheußlichste Bericht,
den man sich vorstellen kann. Regen für den folgenden Tag, Gefrierpunkt auf
3500 Meter, dann fallender Gefrierpunkt und Schnee bis auf 1500 Meter am
darauffolgenden Tag. Alle waren hellauf begeistert. Wir entschlossen uns am
kommenden Tag abzusteigen und eventuell, wenn das Wetter sich doch ändern
sollte, auf dem Rückweg Mt. Avalance zu besteigen. Einen Vorteil hatte das
Wetter: Wir mußten mit unseren Vorräten nicht sparen und konnten so richtig
reinhauen. Die Nacht war stürmisch und es regnete. ich mußte einmal raus und
wurde fast weggeweht.
4. Tag
Am nächsten morgen klingelte der Wecker um 5 Uhr. Anja ging raus, kam wieder
rein, berichtete von schrecklichem Wetter und wir schliefen weiter. Vermutlich
würden wir es heute 'eh nur bis zur French Ridge Hütte schaffen und dann
könnten wir auch später losgehen und eventuell ein Wetterloch ausnutzen. Wir
standen dann gemütlich um 7 Uhr auf, frühstückten eine Menge (die nächsten
Stunden würden wir nicht zum Essen kommen) und hörten den morgendlichen
Wetterbericht von Sandy. Schlimmer konnte er kaum sein. Alle hatten aber
ausgesprochen gute Laune. Selbst die Australier, die wohl die nächsten Tage im
Bett bleiben werden. Der Hüttenwart meldete noch an die French Ridge Hütte, daß
6 Leute runterkommen. Wir gingen dann um 9:15 los. Paul, einer der
Gipfelstürmer fragte, ob er sich bei uns einseilen dürfte. Wie wir später
erfuhren wollte er nicht mit den beiden Jüngeren gehen, die kurz nach uns die
Hütte verließen, da sie sehr langsam waren. Er erzählte, wie er den einen von
den beiden fast auf den Gipfel ziehen mußte, da der alle paar Meter stoppte.
Ich ging vor, gefolgt von Paul, dann John und am Schluß Anja. Es war
scheußliches Wetter, es regnete und war neblig. Oft war nicht mehr Sicht als 10
Meter, dann ging das Weiß des Schnees in das Weiß des Nebels über. Wir hatten
Glück, daß der Regen die Spuren nicht ganz weggewaschen hatte. Trotzdem war es
nicht einfach sich zu orientieren. Meine Brille war komplett beschlagen und zum
Teil waren keine Spuren da und wir mußten dem logischen Weg folgen bis dann zum
Glück immer wieder Spuren kamen. Die Zweieinhalb Stunden bis zum Quaterdeck
waren sehr anstrengend, wir machten allerdings ein gutes Tempo, trotz dem
weichen Schnee. Wir stampften dahin, jeder in seiner eigenen kleinen Welt. Ich
sah nur weiß, die einzigen Geräusche die zu hören waren, waren das
gleichmäßige, zischende Stampfen im Schnee, das Klimpern der Karabiner und
Eisschrauben und der Regen auf der Kapuze. Um 11:30 erreichten wir das
Quaterdeck. Vollkommen durchnäßt. Goretex, Mamut und Northface sollte weniger
Geld in Marketing stecken und mehr in die Forschung. Selbst John's sauteuren
Northface Handschuhe konnte man auswringen. Wir rasteten nur um im Stehen ein
paar Datteln zu essen und gingen gleich weiter um nicht auszukühlen. Der
Schrund hatte sich vergrößert, war aber noch kein großes Hindernis. Das
Quaterdeck ging ziemlich schnell runter. Um ca. 1 Uhr erreichten wir die Hütte
und sagten dem Wart nur kurz Bescheid, daß wir weiter absteigen. Wir hatten
schon abgeseilt und das Zeug in Rucksack verstaut. Die Wurzelleiter war sehr
interessant im matschigen Zustand. Aber es ging gut voran. Die Rucksäcke waren
vermutlich genauso schwer wie beim reingehen, das Wasser hatte ca. das selbe
Gewicht wie das weggegessene Essen. Um kurz vor 5 Uhr erreichten wir die
Aspiring Hütte im Matukituki Tal und hatten die Freude Sandy kennenzulernen.
Eine ca. 50 jährige Frau, die sich selbst als "alternden Hippie"
bezeichnete und uns zum Tee einlud. Wir bedanken uns, lehnten aber ab mit der
Begründung, daß uns der Sinn mehr nach ein paar Bieren stünde, vor allem weil
sich auf dem Weg herausgestellt hatte, daß heute der Geburtstag von Paul war.
32. Wir ratschten dann noch ein wenig und gingen dann zum Auto. Um 7 Uhr kamen
wir an und trafen die Verkäuferin aus dem Laden in Christchurch, die mir meine
neuen Gamaschen und Anja ihre neuen Schuhe verkauft hatte. Die Welt scheint
hier wirklich noch ein wenig kleiner zu sein als bei uns. Sie waren zu viert,
wollten heute zur Aspiring Hütte und dann mal schauen was das Wetter macht. Wir
ratschten ein wenig und fuhren dann alle zusammen zu John, holten Fish und
Chips und tranken ein paar Biere. Paul gab uns seine Adresse in Queenstown, lud
uns ein zu ihm zu kommen und wir machten ein paar Pläne für gemeinsame Touren.
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